gedanken von alex sebastian

Angst lässt uns verstecken. Wir ziehen uns zurück und sperren andere aus. Angst versetzt uns in einen Verteidigungsmodus. Wenn es darauf ankommt, bereitet sie uns vor, anzugreifen. Während die richtige Dosis Angst in bestimmten Situationen gesund ist, kann sie aber auch zu unserem schlechtesten Ratgeber und unserem größten Feind werden.

Momentan leben wir in einer Zeit, in der Angst uns kollektiv zu überrollen scheint. Angst vor Menschen, die anders aussehen. Angst vor Menschen, die eine andere Sprache sprechen. Angst vor Menschen, die Hilfe und Schutz suchen. Angst vor Menschen, die an den „falschen“ Gott glauben.

Geschickt machen sich falsche Propheten die kollektiven Ängste zu Nutze. Um ihre Machtpositionen auszubauen, schüren sie die Ängste der Menschen und hetzen uns gegeneinander auf. Anführer in höchsten Ämtern und Mitglieder von Parlamenten verwenden eine Sprache, die der Ämter nicht würdig ist. Sie bauen Mauern und Zäune – sowohl im wörtlichen Sinne, als auch in unseren Köpfen. Sie versuchen, die Freiheiten ihrer Bürger zugunsten einer vermeintlichen Sicherheit einzuschränken, die – in Realität – niemand garantieren kann.

Ich habe meine eigenen Ängste: Die Angst, dass wir uns derart voneinander abgrenzen, bis keiner mehr dem anderen traut. Die Angst, dass wir rückwärts gehen, einem dunklen Zeitalter entgegen. Die Angst, dass wir uns auf ein globales Desaster zubewegen.

Ich glaube, isoliert und alleine sind wir niemand. Nur in der Gemeinschaft können magische Dinge erreicht werden. Unabhängig davon, welcher Rasse wir angehören, welche Sprache wir sprechen oder wo und wann wir geboren sind.

All diese Gedanken formten eine Vision ins meinem Kopf. Die Vision einer internationalen Zusammenarbeit: Musik ist eine universelle Sprache. Eine Sprache, die zu jedem Menschen auf dieser Welt spricht. Eine Sprache, die uns alle zusammen bringt. Ich würde eine einfache musikalische Idee – das Skelett eines Songs – auf eine Reise um die Welt schicken. Ein Musiker nach dem anderen würde es als Inspiration nehmen und es „anziehen“, mit all seiner/ihrer Musikalität und Weisheit, mit all seinen/ihren Fähigkeiten, mit all seinem kulturellen Hintergrund … und es dann zum nächsten weiter schicken …

Nach einigen, voneinander unabhängigen Reisen, die alle hier in München beginnen, hören wir mit Sicherheit einen Sack voll sehr magischen, einzigartigen und berührenden Songs, die alle aus dem selben Skelett entstanden sind.

Glaube ich, dass Musik die Welt verändern kann? Ich bezweifle es. Aber Musik kann ein Botschafter sein. Ich bin überzeugt, dass wir am stärksten sind, wenn wir alle zusammen halten. Unabhängig von unserer Abstammung. Insofern ist dieses Projekt ist ein Leuchtfeuer für Toleranz.

Lasst uns alle mit Neugier aufeinander zugehen, statt mit Angst. Lasst uns Ideen offen diskutieren, statt Schutzwälle hochzuziehen. Lasst uns respektvoll miteinander umgehen und unserem gegenüber unvoreingenommen zuhören. Lasst uns aufhören, aufgrund von Vorurteilen zu hassen. Lasst uns – bildlich gesprochen – versuchen, ein paar Schritte in den Schuhen anderer Leute zu gehen.

Nach einer ganzen Weile des Überlegens entschied ich mich, mit meinem Freund Jerry Marotta darüber auszutauschen. Ich wollte seine Meinung zu meiner Projektidee hören. Es dauerte nur ein paar Skype-Minuten, bis die Ideen nur so zwischen USA und Deutschland hin und her flogen. Zu guter Letzt entschlossen wir uns, gemeinsam Schirmherren dieses Projektes zu sein.

Mögen die Reisen eines Skelettes beginnen …

alex sebastian
Okt 2018


alex sebastian ist ein unabhängiger Songwriter, Musiker und Produzent aus München. Im Januar 2018 veröffentlichte er sein mit internationalen Musikern besetztes Album blackstar’s ascending. Sebastian veranstaltet regelmäßige offene Bühnen in München, stellt Programme für verschiedene Münchner Großveranstaltungen zusammen und ist der Gründer von Münchens erstem Song Slam.